Hautzinger, Pongracz, Schneidewind, König

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Ziemlich viele Freunde, die Jazzgalerie-Clique aus Nickelsdorf war zahlreichst zugegen, langjährige musikalische Weggefährten und sonstige Verwandte und Bekannte fanden sich ein, um seinen 60. Geburtstag zunächst musikalisch abzufeiern. Franz Hautzinger heißt der Jubilar. Er spielte sich sein Geburtstagsständchen selbst. Mit einer Lichtgestalten-Band des österreichischen Progressiv-Pools zeitgenössischen Musikschaffens bzw. eines afro-amerikanischen Wahlwieners. Ständig wallende, sich verschiebende, brachial auftürmende gleichsam statisch verrinnende Soundfields bildeten die situationselastischen Rahmenbedingungen der spontanen Ereignisauslösungen. Und spannender könnten deren Grundvoraussetzungen kaum sein. Auf der einen Flanke Martin Siewert, der die komplette Entwicklungsgeschichte der E-Gitarre für sich eigenst adaptiert hat, mit einer Bizarrerie an Splitterklängen, komprimierten Ballungen, Drones, Riff-Monstern, auf der anderen Christian Fennesz, der charakteristische, popaffine Akkord-Architekturen, denen er allerdings den anerzogenen Gemütlichkeitsnerv zog, grobkörnige Ambientwogen, aus seiner Erfahrung als wesentlicher Impulsgeber in der Pop-Electronic/Soundscape-Rock Umgebung, einwarf. In den resultierenden Verschmelzungen, Reibungen, Fieberträumen äußerte sich die Wucht elaborierter Harmonien und Melodiefetzen – peitschend, beißend und es wird gefiltert, geloopt, gesampelt. Angus Thomas der sich diesmal entschleunigt und findig melodieorientiert gab, tupfte hinein, verschnürte die Konvolute der Gitarristen/Elektroniker oder bediente mit einem überragenden Lukas König die schräg zerklüftete Rhythmusebene. Dem fügte der Schlagzeuger eine weitere Fassette hinzu. Indem er per famosem Geschick, mit seinen unorthodoxen Akzentuierungen, Rhythmen und Metren zusätzlich klanglich auffächerte und anreicherte. Selten anzutreffende Sublimität ist das. Franz Hautzinger, der Zurücknahme kultiviert hat, erspürt ganz genau jene Sekunde, wann sein Hinzutreten gefordert ist. Mit der Klangsprache eines sui generis Personalstils. Dieser sympathische, permanent überraschende Trompetenneuerer stellt sich seit jeher gegen kanonisiertes, bildungsbürgerliches Klangverständnis. Entsprechend definiert er sich nicht nur über sein Instrument, sondern er trägt überdies zur Gestalt Neuer Improvisierter Musik Wahrhaftiges bei. Der Trompeter formulierte es einmal so: „Das Improvisieren stattet einen mit enorm viel Entscheidungsfreiheit aus. Das kommt mir entgegen: ich möchte in meiner Musik keine Grenzen.“ Jenem Credo folgte die losgelassene „Momentmusik“. Hautzinger setzte schneidend scharfe Tonbewegungen in Szene. Schickte diese durch Echokammern, kleidete sie in Hall-Szenarien - zumeist. Das musikalische Pluralkonglomerat von Miles´ „On The Corner”/“Agartha”-Periode lugte da ums Eck. Es wurde wertschätzend ins Eigene umgelegt. Was sehr wohl mitschwang ist das Genom der modernen Jazztradition, aber es wurde sich nicht jazzidiomatisch ausgedrückt. Zu transversal durch Stilistiken ist die Soundarchitektur. Nehmen die Geschehnisse die Textur der Kleinteiligkeit an, gerieren sich Hautzingers Klangqualitäten zu feinstofflicher, perkussiver Pointilistik. Es fauchte, zischte, ploppte. Er regte Rhythmen, Intensität, Tempo an. Das Kollektiv glänzte mit der Fertigkeit der Verwandlung von Dichte/Entzerrung. Nicht zuletzt gleichfalls mit ad hoc erdachter Form – state-of-the-random-art. Meint man, Franz Hautzinger habe sich an einer Ecke gefunden, ist er bereits zur nächsten unterwegs. Er wird es wiederum kreativ regnen lassen. Wunschreiches Glück. (Hannes Schweiger über das Konzert am 24. März 2023 anlässlich seines 60. Geburtstags)

Programm und Besetzung

Franz Hautzinger: Trompete, Elektronik
Vincent Pongracz: Klarinette, Elektronik
Jakob Schneidewind: Kontrabass
Lukas König: Schlagzeug, Elektronik

PORGY & BESS Jazzclub Wien

Das Porgy & Bess (eigentlich Jazz- and Musicclub Porgy & Bess) ist ein Jazzclub in der Riemergasse 11 im 1. Bezirk von Wien. Der 1993 gegründete Club gilt „als wichtigster Jazzveranstalter und Szenetreffpunkt“ der österreichischen Hauptstadt.

Das Programm des Porgy & Bess spricht ein sehr großes Publikum an, etwa 70.000 Gäste im Jahr; entsprechend wird Jazz „sehr pluralistisch verstanden“, und im Programm „auch in Randbereiche, wie elektronische Musik, zeitgenössische Musik und Weltmusik, vorgedrungen.“  Neben zahlreichen internationalen Interpreten, insbesondere aus dem US-amerikanischen Raum, finden auch österreichische Musiker hier eine Auftrittsmöglichkeit. Der Club bietet auch die Bühne für Events, wie etwa die Verleihung des Austrian World Music Award.

Dem Musikwissenschaftler Christian Scheib zufolge ist das Porgy & Bess „gleichzeitig essenziell für die Weiterentwicklung der musikalischen (Jazz-)Wirklichkeit einer Stadt“ und braucht und verbraucht „als Stadtraum schlicht alltäglich Musik“. Es schaffe sich „durch künstlerische Vorlieben, akustische Qualität, Fassungsvermögen und realer Auslastung die notwendige Abgrenzung von anderen Clubs.“ Dabei erlauben die unterschiedlichen Bereiche des Jazzclubs – Bereich vor der Bühne mit Tischen, Galerie im oberen Stockwerk, ein seitlicher Bereich mit einer Bar am Tresen – unterschiedlich intensive Konzentration auf das Konzertgeschehen. Für die Jazzthetik ist das Porgy & Bess sogar ein „Traditionsclub.“

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